Eine Heilung nach narzisstischem Missbrauch gelingt nur, wenn man seinen Emotionen gestattet wieder zu sein, sie nicht mehr zu unterdrücken, ihnen endlich wieder Raum zu geben und sie sein zu dürfen. Leichter gesagt, als getan. Doch es gelingt, der Weg ist kein leichter. Der Gedanke wieder zu werden und sein dürfen ist anfänglich kaum begreifbar. Was sollte jetzt wieder im neuen Leben Platz haben?
Es ist schmerzhaft seinen Emotionen wieder die Erlaubnis zu geben, sein zu dürfen. Es kann passieren, das dies mit körperlichen Beschwerden einhergeht. Alle Emotionen müssen gefühlt werden, wirklich alle: Die Ohnmacht, die Trauer, die Angst, die Wut, der Hass, die Scham und der Schmerz. Alles sollte gelebt werden und hat auch seine Berechtigung und sollte angenommen werden um den Missbrauch zu verarbeiten.
Es helfen keine quälenden Fragen, auf die man nie eine Antwort bekommen wird und keine Schuldzuweisungen einem selbst gegenüber. Am Anfang ist es hilfreich sich mit dem Thema Narzissmus zu befassen. Es sollte darauf geachtet werden, dass man in dem Thema nicht stecken bleibt und agiert wie der Narzisst selbst. So erklärt man sich selbst zum Opfer und fühlt sich ausgeliefert und hilflos. So würde sein Verhalten Platz für die Schuld sein, schafft man es jedoch so nicht aus der destruktiven und emotionalen Spirale heraus zu kommen. Die Gefahr neue Rollen zu kreieren, sich selbst zu weiteren Höchstleistungen anzutreiben und sich Ablenkung zu verschaffen um dem Heilungsprozess so wenig wie möglich Aufmerksamkeit zu schenken oder sich mit dem Thema zu befassen, sich eventuell auf eine neue Beziehung einzulassen, wird wohl oder übel irgendwann zu körperlichen oder psychischen Erkrankungen führen.
Der beste und schnellste Weg zur Heilung und in die gewünschte emotionale Freiheit zu gelangen, geht nur über das Fühlen der grauenvollen und schmerzhaften Gedanken und Emotionen.
Gelernt durch den narzisstischen Einfluss ist man inzwischen zu einem bösen Menschen geworden, geimpft mit negativen Gedanken und Emotionen. Eine Heilung ist nicht möglich, wenn man nur versucht „gut“ zu sein, auch wenn man inzwischen verbittert und wütend ist. Man kann sich nicht stark fühlen, wenn man nur so tut als ob, wenn man sich gleichzeitig hilflos, verlassen, ausgeliefert und verloren fühlt, sich selbst etwas vormacht.
Man wird versuchen in Rollen zu schlüpfen, wie es einst der Narzisst tat. Sich selbst etwas vorzuspielen, ein perfekter, lieber und netter Mensch zu sein. Man wird die Rolle des vergebungsvollen und grossherzigen Menschen spielen, doch unterliegt man dort der eigenen Täuschung, im Gegenteil, man wird noch kränker. Man gaukelt sich eine Realität zusammen die es nicht gibt, eine Realität zwischen der Realität eines Narzissten und der wirklichen Realität, einer sogenannten Zwischenwelt. Doch diese gibt es nicht. Alle tragen wir Emotionen und Gefühle in uns, welche Aufgrund von Erfahrungen erlernt wurden, diese fehlen plötzlich, sie sind verschwunden durch die negative Erfahrung mit einem Narzissten. Jeder weiss wie sich ein wundervoller Sonnenauf- oder Untergang anfühlt, doch nach einem Missbrauch, fühlt man nichts, einfach nichts. Eine Leere ist entstanden und diese Leere gilt es wieder zu füllen, mit Emotionen und Gefühlen.
Aus Unsicherheit wird man anfänglich Rollen spielen um zu Überleben. Gelernt hat man schliesslich Wut, Freude, Emotionen, Gefühle zu unterdrücken. Auch ist man grundsätzlich böse, egoistisch, schuldig und nachtragend. Was immer man auch fühlt, hängt mit der eigenen Überzeugung zusammen, die uns nicht erlaubt, wir selbst zu sein. Das Unterdrücken der Emotionen ist wie ein „Schnellkochtopf“ der irgendwann zu explodieren droht und die Gesundheit stark gefährdet, ebenso auch zukünftige Beziehungen, wenn man das Durcharbeiten und die Akzeptanz des Geschehenen nicht bereit ist zu durchlaufen.
Der Schmerz kann nicht enden, so lange man sich nicht erlaubt, alles zu fühlen, was sich all die lange Zeit aufgestaut hat.
Erst die Annahme all der eigenen Emotionen und Gefühle ermöglicht es wieder in seine Selbstermächtigung und in seine authentische Kraft zu kommen.
Die heimtückische Macht
Der narzisstische Missbrauch ist heimtückisch. Er verschlingt Menschen, raubt einem Energie und man wird völlig erschöpft wieder ausgespuckt. Ein zerbrochenes Selbstwertgefühl, ein schmerzhaftes Gefühl der Wertlosigkeit, Selbsthass oder sogar posttraumatischer Stress. Anfänglich kann es sich für das Opfer von narzisstischem Missbrauch so anfühlen, als würden die schrecklichen Ereignisse niemals aufhören. Es fühlt sich an, als wenn ein grosser Rucksack an psychologischem und emotionalem Inhalt man immer mit sich herumträgt, da der narzisstische Missbrauch alle Lebensbereiche vergiftet hat. So kann es passieren, dass man anfänglich das Gefühl hat, der Narzisst stünde bei jeder Gelegenheit hinter einem und man spürt noch im Nacken seinen Atem.
Dies ist nicht verwunderlich, schliesslich hat der Narzisst alles dafür getan, die Identität seines Opfers systematisch auszulöschen. Hinzu kommt, dass ein Betroffener permanent in Angst und Verwirrung gehalten und gelebt hat. Diese Situation macht ihn machtlos und lähmt um eigene Massnahmen zu ergreifen, um das eigene Leben zurückzuerobern. Opfer fühlen sich daher unfähig etwas zu ändern. Gedanken an die Zukunft versetzen sie erneut in Angst und Panik. Durch die Überflutung von negativen Einflüssen und Aufgaben, fällt es einem Opfer schwer sich selbst wieder in ein selbst bestimmtes Leben zu bringen, da es nicht einmal weiss, wo es anfangen soll.
Wo fängt man an?
Wichtig ist es zu lernen zwischen seinen Ängsten und der Wahrheit zu unterscheiden. Die Wahrheit ist, dass narzisstischer Missbrauch die Willenskraft eines Menschen stark beeinträchtigen kann und ihn in eine Lage zu versetzen in er kaum in der Lage ist sich der Manipulation und der Angriffe zur Wehr zu setzen.
Den Impulsen, Eingebungen und Emotionen Raum zu geben und verstärkt auf seine Intuition zu hören. Was man vermeidlich als Fehler wahrnimmt ist oftmals keiner. Das suggerierte falsche Bild, welches ein Narzisst einem eingepflanzt hat, existiert nicht. Daher ist es wichtig den kleinen Impulsen seiner Seele und seines Körpers zu folgen, dies ermöglicht es, in kleinen und langsamen Schritten den Emotionen und Gefühlen wieder Platz im eigenen Ich zu geben.
Tschüss Opferrolle
Lange genug hat der Narzisst einem die Opferrolle aufgezwungen und diese Rolle muss aufgebrochen werden. Solange man weiter darin verharrt kann keine Heilung stattfinden. Die Erlebnisse mit dem Narzissten werden sonst weiterhin die neue Gegenwart bestimmen und dies ist etwas was man nicht wirklich möchte. Geprägt durch den Missbrauch in der Vergangenheit wird dieser Einfluss darauf nehmen, was wir in der Zukunft denken und dementsprechend handeln, doch wird man bewusster in die Aktion gehen. Wie stark die neue Identität werden soll hängt von den Erfahrungen ab, die einem geprägt haben. Hierbei ist ein simpler Perspektivenwechsel hilfreich: Anstelle die Perspektive des Opfers gegenüber des Narzissten zu betrachten, sollte man das Ziel vom Narzissmus wahrnehmen.
Eine Selbstwahrnehmung als Opfer impliziert, dass man durch seine innere Natur machtlos und anderen Menschen untergeordnet ist, und dass dies unsere „natürliche“ Position im Leben darstellt. Sieht man sich stattdessen als Zielperson, merkt man: Nicht unser innerstes „Sein“ hat uns hilflos und manipulierbar gemacht, sondern die zielgerichtete Handlung eines Narzissten. Er hat daran gearbeitet, um uns in diese Position zu bringen. Unsere innere Identität ist durch den Missbrauch unbeeinflusst, es ist immer noch vorhanden. Dies zeigt auf, dass wir uns durch geeignete Handlungen aus unserem Leiden befreien und eine völlig andere Position im Leben einnehmen können.
Dies zeigt auf: Niemand ist dazu geboren, manipuliert zu werden. Sei es durch Zufall oder durch Prägungen ist man in das Visier eines Narzissten geraten. Man hat es sich weder ausgesucht noch hat man es verdient. Wichtig ist, das man es gemerkt hat, welche zerstörerische Auswirkungen Narzissmus auf das eigene Leben hat. Dies verschafft einem die einzige Macht, die man benötigt um seinen Aufbruch zu starten und die Möglichkeit eine Wahl zu haben, wir man von nun an weitermachen möchte.
Plötzlich hat man wieder die Wahl: Bleibt man in der alten Konditionierung und den Gewohnheiten, welche die Vergangenheit einem gelehrt und geprägt hat oder entscheidet man sich auf eine neue, andere und bessere Zukunft hinzuarbeiten? Das Letztere erfordert, dass man neue, stärkende Erfahrungen macht, welche die alten negativen, bösartigen Prägungen überschreibt und diese durch positive ersetzt. Dabei ist zu beachten auf welche Art und Weise wir unsere neue Identität betrachten. Die Prägung „Opfer“ wirkt wie eine selbst erfüllende Prophezeiung, die uns immer wieder zu machtlosen Wesen im handeln und denken werden lässt, ein ewiger Kreislauf. Und dieser muss durchbrochen werden. Welche Entscheidung trifft man? Bleibe ich ein immerwährendes Opfer, welches Manipulation und Unterordnung als sein Schicksal ansieht, oder eine Zielperson, der Missbrauch widerfahren ist, aber die sich weigert, das Spiel weiter mitzuspielen?
Einen Raum schaffen, indem kein narzisstischer Missbrauch Platz hat
Ich muss gestehen, der Weg zur Heilung von narzisstischem Missbrauch ist schmerzhaft, lang und frustrierend. Eines der Gründe ist ein wertvoller Besitz: Der eigene innere Freiraum, auf dem Niemand jeweils Zugriff hatte. Ein Narzisst nimmt sich diesen ganz selbstverständlich, wie alles was für ihn selbstverständlich ist. Es wird immer enger, immer enger bis nichts mehr übrig bleibt. Der eigene Raum im psychischen auch im physischen ist weg, somit bleibt kein Raum mehr in dem man sich sicher fühlen kann.
Dies ist der Raum, indem man Gedanken sammeln und nachdenken kann um Entscheidungen zu fällen. Ein Raum der es gleichzeitig ermöglicht Emotionen Raum zu geben und der eigenen Intuition Platz zu lassen um sich mit seinem wahren Selbst zu verbinden. Der Narzisst geht zielstrebig auf diesen Raum zu, um einem diesen zu nehmen um jeder Zeit mit ihm verbunden zu bleiben und einem die Eigenständigkeit zu nehmen, da er diese als Bedrohung ansieht. Um einem diesen Raum abzusprechen, stellt der Narzisst die Identität seines Gegenübers in Frage und programmiert diese in eine Realitätswahrnehmung um. Er überwältigt unsere Sinne und verschlingt uns von innen heraus. Besser gesagt: Er versucht uns das zu nehmen, was „uns“ ausmacht. Hierin liegt eines der Herausforderungen: Den „Raum“ zurückzuerobern, indem der Narzisst keinen Platz hat und man sich wieder sicher fühlen kann.
Dazu gehört:
Das Alleinsein
Während des Missbrauchs sehnt man sich mehr und mehr nach Ruhe, um nachzudenken, um Kraft zu tanken um einen Raum zu schaffen, welcher nur für einen Zutritt hat, einem selbst. Sich in ein Cafè setzen und die Aussenwelt auf sich wirken lassen. Anfänglich ist es schwer, Dinge vom Aussen Zugang zu gewähren, es ist einfach nicht real. Der „heilige“ Ort möchte geschaffen werden, da man inzwischen um das nackte Überleben gekämpft hat und dies ist leider eine Tatsache. Es sollte in der neuen Tagesroutine unbedingt ein „Ort des Rückzuges“ geschaffen werden, da die äussere Reizüberflutung enorm ist. Mit sich allein sein, keine Ablenkung für Körper, Geist und Seele, dies ist zur Heilung am Anfang Gift! Je weniger Reize von aussen, desto besser, da der Verstand und die Seele Unmengen an Verletzungen und Missbrauch zu verarbeiten haben. „Erlaubnis erteilt“ während der Ruhephase und frei von Gedanken zu sein ohne Urteile zu fällen, einfach fühlen, jeder einzelne Gedanke der einem gesandt wird. Einfach fühlen lassen, so wird dieses Gefühl Stück für Stück in den Koffer der Erfahrungen gelegt.
Ebenso sollte man keine allzu hohen Erwartungen haben bezüglich der Heilung, schliesslich braucht dies Zeit und wieviel Zeit die Seele und der Verstand benötigt hängt von der eigenen Konstitution und des Missbrauchs ab. Die Seele nimmt sich die Zeit, welche sie benötigt und man wird es spüren, wenn sie mit dem Heilen fertig ist. Plötzlich wird alles leichter, daher ist es nicht dienlich, die Heilung zu erzwingen. Sollte man nicht vergessen, dass es die Seele auch war, die unendlichen Schmerz und Leid lange ertragen musste, so benötigt sie nun Zeit um zu heilen. Im Alleinsein wird man mit sich selbst konfrontiert. Anfänglich sieht man diese Ruhe als nicht notwendig, als völligen Blödsinn an und die Selbstkonfrontation wirkt erschütternd und verstörend, lehrt und zwingt sie einen auf eine positive Art, die Dinge anzuerkennen, wie wir sie wahrnehmen und nicht, wie andere sie uns einreden. Somit eröffnet sich einem die Möglichkeit, sich neu zu orientieren, sich neu auszurichten, eine tiefere innere Verbindung zu uns selbst zu finden und ein neues wundervolles ICH-Gefühl aufzubauen, die niemanden darin miteinschliesst. Dies hilft dabei, sich daran zu erinnern, wer man wirklich ist.
Meditation
Meditation ist ein wunderbares Tool um zur inneren Ruhe zu kommen. Dafür bedarf es einem ruhigen Ort, einem Ort der Stille. Entspannte Körperhaltung liegen oder sitzen erleichtern dies. Wichtig ist es auf seine Atmung zu achten, tief ein und ausatmen im gleichmässigem Rhythmus. Sich auf die Gefühle und die kommenden Wahrnehmungen zu konzentrieren und nur auf diese, Gedanken haben hier keinen Platz. Der Verstand wird sich immer mit Sorgen, Gedanken und Einfällen einmischen wollen. Hier sollte der Mut aufgebracht werden, nicht darauf hereinzufallen, möchte man doch den Raum finden, indem Ruhe und Frieden herrschen. Wichtig ist es, eine Meditation zur Routine werden zu lassen und dies wiederum ermöglicht es, den eigenen Raum beständig wachsen zu lassen, sodass man auch unter Stress handlungsfähig bleibt. Es ist wichtig sich niemals selbst unter Druck zu setzen. Bei einer Meditation geht es nicht darum als erster seinen Raum zu finden und diesen in schnellem Tempo zu erweitern. Die Seele gibt frei, wenn sie dazu bereit ist und bis sich dieses Paradoxon erschliesst heisst es, sich in Geduld zu üben. Dies ist ein grosser Schritt zur Selbstheilung. Auch wenn man das Gefühl anfänglich hat, wie eine „Patte“ dazusitzen oder zu liegen und es geschieht nichts, doch es geschieht schon hier etwas, nimmt man es nur nicht wahr. Kommt man selbst mit einer eigenen Meditation gibt es Gruppen. Eines Tages wird man lernen und verstehen, dass zwischen den Gedanken und der eigenen Identität eine klare Trennung existiert. Man wird erkennen, dass es nicht die eigenen Gefühle und Sorgen sind, sondern derjenige, der sie wahrnimmt, öffnen man eine Lücke, die einen Blick auf das Wahre Selbst ermöglicht. Der praktische Verstand ist das Reich des Narzissten. Dort kann er seine manipulativen Geschichten erzählen, sein Kopfspiele mit uns spielen. Ist man geneigt sich mit seinen Erzählungen zu identifizieren ist man anfällig für seine Manipulation. In der Meditation übt man Achtsamkeit für die gesamte Fülle unserer Empfindungen und unserer Existenz, man schafft es, sich seiner wirklich bewusst zu werden. Dieses Bewusstsein ist ein mächtiges Werkzeug für die Heilung und Befreiung.
Unterstützung durch einen Therapeuten
Eine gute und hilfreiche Unterstützung kann ein Therapeut sein. Er bietet einen sicheren Raum, er ermöglicht es die eigenen Gefühle und Zweifel zu erkunden, ohne von ihnen überwältigt zu werden. Er kann ein guter Begleiter der einem den Spiegel vorhält, um die verzerrten Geschichten eher objektiv als subjektiv zu betrachten und aufzudecken, die man inzwischen gelernt hat sich selbst einzureden. Man lernt mit Unterstützung sich seinen Realitätssinn und seine rationelle Vernunft zurückzuerobern, die der Narzisst systematisch und um jeden Preis zu unterdrücken und zu zerstören wollte. Narzisstischer Missbrauch zielt darauf ab, die Wirklichkeit der Zielperson durch eine Pseudo-Realität in ihrem Kopf zu pflanzen, indem die Person ohne den Narzissten völlig macht- und hilflos ist. Eine Therapie hilft dabei, dieses falsche Konstrukt in Frage zu stellen und nach und nach aufzulösen. Dies erlaubt es, dass die wahren Gefühle, Emotionen und Einsichten an die Oberfläche kommen können. Ein Narzisst unterdrückt sein Ziel nicht nur offen, sondern auch, indem er sich Geschichten einflösst, mit denen sich die Zielperson selbst einsperrt. Tendiert man dazu, die eigenen Entscheidungen im Leben vor sich selbst zu rechtfertigen, indem man sie schönredet und negative Aspekte ausblendet, da man sich sonst selbst eingestehen müsste, dass wir in einer Beziehung zu einem Narzissten eben nicht erfüllt und unglücklich sind. Als natürliche Verteidigungsmechanismen greift man zu Wahnvorstellungen und Fantasien, löst man sich vom narzisstischem Missbrauch um heilen zu wollen, kommt man nicht drumherum sich von diesen schlechten Ratgebern zu verabschieden.
Mit Hilfe eines guten Therapeuten wird auf eine sanfte Art und Weise die schädliche Überzeugung in Frage gestellt. Er wird einen ermutigen, die Verantwortung für die eigene Lebenssituation und die eigenen Gefühle zu übernehmen. Dies kann anfänglich ein tiefer Sturz in ein grosses Loch darstellen. Es müssen Illusionen aufgegeben werden, auf die das eigene Leben und die eigene Selbstwahrnehmung aufgebaut wurden. Ausschlaggebend ist es, die Überzeugungen und Muster, die uns der Narzisst suggeriert hat, zu lösen und aufzubrechen, um wieder in ein eigenes selbst bestimmtes Leben zurückzufinden.
Erkennen von Hindernissen und Blockaden
Es ist wichtig zu wissen, welche Hindernisse und Blocken sich auf dem Weg der Heilung zu erwarten sind, zumindest ist es gut zu wissen, was mit einem geschieht, wenn diese Herausforderungen auf einen zukommen. Dies macht es möglich trotz der Herausforderung die Dinge wahrzunehmen und trotzdem vorwärts zu gehen. Die häufigsten Hürden die einem begegnen werden, sind die Folgen von antrainierten Mustern, welche man verinnerlicht hat. Wenn man sich weigert diese anzunehmen oder sich auf diese einzulassen, verlieren sie ihre Wirkung und die Prägung ihrer Macht. Anfänglich hallen diese Muster und Prägungen noch lange nach, obwohl der Narzisst nicht mehr präsent ist und es bringt einen oftmals an den Rand des Wahnsinns, da man sich immer noch hilflos fühlt diese Muster aufzulösen.
Welche Hindernisse und Blockaden könnten dies sein?
Vollgeladen voller Schuldgefühle sind es genau jene die als innere Verbündete des Narzissten dienen, die er seiner Zielperson eingepflanzt hat. Sie sorgen dafür, dass man stets ein nagendes Gefühl hat und diese Schuldgefühle nicht los wird, immer das Gefühl zu haben sich beweisen zu müssen, sich zu rechtfertigen und sich aus seiner „Wertlosigkeit“ herauszuarbeiten zu müssen. Der Gedanke allein, etwas ohne den Narzissten tun zu müssen oder etwas zu denken, das seinen Behauptungen widerspricht, kann schon starke Schuldgefühle auslösen. Der Narzisst füttert diesen Bereich besonders stark, da er sein Gegenüber immer wieder daran erinnert, welche „Opfer“ er schon für sie erbracht hat, obwohl er nur anfänglich und bewusst gesteuert für die Zielperson eventuelle „Opfer“ geleistet hat. Er ist eher dazu bereit, der Zielperson noch zu implizieren, dass sie ihn nicht ausreichend wertschätzt, achtet und respektiert oder ihm gegenüber nicht loyal genug ist. Auch stellt er eine Vielzahl an überhöhten Erwartungen an seine Zielperson, welche er selbst nicht zu leisten vermag. Hierdurch kommt es zwangsläufig zu Situationen, in denen die Zielperson seinen Massstäben nicht gerecht werden kann oder wird, was sie wiederum dazu zwingt, sich zu schämen, nutzlos und minderwertig zu sein. Daraus resultierend entwickelt die Zielperson die Überzeugung, dass sie den Narzissten ständig enttäuscht und nie gut genug für ihn ist. Sie wird anfangen, jede einzelne ihrer Entscheidungen zu hinterfragen und bei jedem Gedanken und Schritt Scham und Schuld zu empfinden.
Die eigenen Gedanken werden kontrolliert
Da narzisstischer Missbrauch eine Form der Gehirnwäsche ist, nutzt ein Narzisst diese und greift immer wieder auf den Verstand, die Wahrnehmung und die Entscheidungen seiner Zielperson um diese zu kontrollieren und um diese nach seiner Wirklichkeit und seinem Willen zu modellieren und umzuprogrammieren. Bewusst tut er dies, indem er subjektive Urteile über seine Zielperson fällt, ständig ihre Entscheidungen in Frage stellt oder abfällige Kommentare liefert, sie mit Lügen füttert und immer wieder auf seine eigene „Unfehlbarkeit oder Grandiosität“ im Vergleich mit der „Fehlerhaftigkeit“ seiner Zielperson aufmerksam macht. Der Narzisst bringt die Zielperson dazu, Dinge zu glauben, die nicht wahr sind. Dadurch will er erreichen, dass die Wahrnehmung der Wirklichkeit komplett mit seinem Konstrukt übereinstimmt, welches er seiner Zielperson präsentiert. Hiermit kapert er den Verstand und verhindert, dass er hinterfragt wird. Um sich aus diesem mentalen Gefängnis zu befreien, sind die Perspektiven wohlmeinender Personen unerlässlich. Dies können Familie, Freunde, Bekannte und Therapeuten sein.
Das Ziel ist der Weg
Es ist völlig normal und gehört im Leben dazu, dass einen manchmal der Mut verlässt. Umso häufiger kann es nach narzisstischem Missbrauch geschehen. Man wird sich häufiger auf dem Weg der angestrebten Heilung fragen, ob all die Mühen und Schmerzen auf dem Weg der Befreiung dies all das wert ist. Diese verzweifelten Gedanken haben uns vergessen lassen, wie es sich anfühlt ohne Narzissmus zu leben. Man weiss nicht mehr, wie gut es sich anfühlt, frei und ermächtigt zu sein und mit Sinn und Zweck zu leben. Durch den narzisstischen Missbrauch lernt man zu vergessen, wer man wirklich ist und wofür man exzitiert und was seine Aufgabe hier ist.
Es ist wichtig für die Heilung Prioritäten zu setzen, um die verlorengegangene Identität Schritt für Schritt zurückzugewinnen (Seelenanteile zurückholen). Die Eroberung des Verstandes, die Fähigkeit, die uns hilft klar zu denken und gute Entscheidungen zu treffen. Danach macht man sich auf die Suche nach seinem Wahren Selbst, es aus dem Schatten zu befreien und es wieder aufblühen zu lassen. Während man auf dem Heilungsweg ist, sollte man das innere Kind nicht vergessen – dies ist ein sehr wichtiger Punkt. Auch sollte man sich immer wieder selbst belohnen, wenn der Schritt anfänglich nur ein kleiner ist. Dies ist ein guter Kampf und er ist vielversprechend. Sollte man sich bewusst machen, dass es sein Geburtsrecht ist glücklich und ein zufriedenes Leben zu führen und dies einem ganz natürlich zusteht.
Ein selbstbestimmtes und im eigenen Interesse zu denken, zu fühlen und zu handeln. Narzissten reden einem ein, dass es falsch ist egoistisch zu sein, etwas für sich selbst zu wollen, obwohl sie stets nur in ihrem eigenen Interesse handeln. Diese Lüge muss abgelegt werden, indem man sich selbst und die eigenen Bedürfnisse ernst nimmt, ihnen einen Platz einräumt kann man an einen sicheren, kraftvollen, spirituellen Ort erreichen, der einem im Leben Klarheit und einen Sinn geben kann. Wenn man diesen Ort noch nicht spüren kann: Vertrauen in sich selbst haben, Dinge loszulassen, das dieser Ort existiert und auf einen wartet. Hier liegt der Grund, den man braucht, trotz des Schmerzes und der vollen Härte weiterzukämpfen.
Der Wunsch nach Liebe
Der Wunsch oder das Bedürfnis nach Liebe trägt ein jeder von uns in sich. Der Gedanke, zu lieben und geliebt zu werden ist ein Grundbedürfnis. Im narzisstischen Missbrauch wird sich auf die Illusion gestützt von einem Narzissten Liebe zu erfahren, wenn man sich nur genügend anstrengt. Die Wahrheit ist jedoch eine andere, man ist einem permanenten Liebesmangel ausgesetzt. Selbst wenn man sich physisch von einem Narzissten gelöst hat, bleibt der „Hunger“ nach Liebe und Anerkennung weiter in uns. Während man selbst viel Liebe und Energie in diese Beziehung investiert hat, ging man selbst dabei leer aus. Hier erfordert es feinfühlige und konsistente Selbstarbeit, um diesen Wunsch zu stillen und sein emotionales Gleichgewicht wiederherzustellen. SELBSTLIEBE!
Bedürfnisse können nicht einfach abgeschaltet werden. Der Narzisst arbeitet permanent daran seine zu stillen und die seiner Zielperson zu unterdrücken. Dies wissen Narzissten und nutzen die Sehnsucht ihrer Zielpersonen, um sie besser zu manipulieren. Das vorgegaukelte Liebesangebot des Narzissten verfügt über eine magische Anziehungskraft, die unseren Willen und unser Urteilsvermögen überwältigen und uns Entscheidungen treffen lässt, die uns im Grunde schaden.
Wenn man sich seiner eigenen Bedürftigkeit bewusst wird, ermächtigt man sich selbst, besser zu verstehen, warum man manchmal Dinge macht, die man eigentlich nicht machen wollte. treffen lässt, die uns letztendlich schaden. Wenn wir uns hingegen unserer Bedürftigkeit bewusst werden, ermächtigen wir uns, besser zu verstehen, warum wir manchmal Dinge tun, die wir eigentlich nicht mehr tun wollten.
Beharrlichkeit
Ein unbedingtes Muss: Durchhaltevermögen! Um sich nach einem narzisstischen Missbrauch zu erholen bedarf es Durchhaltevermögen. Alle Herausforderungen die einem auf seinem Weg der Heilung begegnen, sind Herausforderung der Heilung und Herausforderungen der Befreiung. Es ist hilfreich eine Struktur zu haben, seine eigene neue Struktur. Bewusst den Tagesablauf zu ändern, Rituale in den Alltag zu bauen und all die Dinge bewusst wahrzunehmen. Sich bewusst zu werden kleine Dinge selbst zu entscheiden, auch wenn sie noch so banal erscheinen und keine Angst davor zu haben. Jede noch so gefühlte Entscheidung und Wahrnehmung ist ein Schritt in die Freiheit.
Wichtig ist auch an seinem eigenen Wert zu zweifeln. Man war immer schon ein wunderbarer Mensch, mit vielen Talenten und Facetten, auch wenn der Narzisst immer das Gegenteil behauptet hat. Das Wichtigste heisst jetzt: Sich selbst zurückzugewinnen, ein Kampf, den es sich lohnt zu kämpfen!
Noch ein Hinweis: Bei all den genannten Hindernissen ist es hilfreich die auftretenden Widerstände wahrzunehmen, und sich bewusst zu machen, was diese auf der gefühlsmässigen und körperlichen Ebene mit einem macht. Sich dessen Wahrheitsgehalt der Gedanken in Frage zu stellen, die die Erlebnisse in einem auslösen, und auf seinem Weg einfach weiter gehen, ohne sich aufhalten oder aus der Bahn werfen zu lassen. Mit jedem Schritt wird es leichter, auch wenn man manchmal drei Schritte rückwärts gehen muss, geht man insgesamt immer vorwärts.
Je nach Stärke des Missbrauchs, kann eine Heilung bis zu mehreren Jahren dauern.
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