Ein jeder assoziiert Missbrauch immer mit Körperlichem – Schläge, Ohrfeigen, Tritte. Was Menschen oftmals nicht erkennen, dass Missbrauch viele andere Gesichter haben kann (emotionaler Missbrauch).
Psychologische und emotionale Misshandlungen sind schwerer zu identifizieren und zu erkennen, da sie keine sichtbaren Spuren hinterlassen.
Der Schaden und der Schmerz sind da, tief unter der Haut und den physischen Extremitäten begraben. Der Schaden sickert in das Gehirn und das Herz auf eine Art und Weise, die fast unmöglich zu beseitigen ist.
So hat mein Täter mich davon überzeugt, dass ich es verdient habe, dass ich immer und immer wieder ohne Grund öffentlich angeschrien werde. Das ich es verdiente, vom Rest meiner Familie und Freunden isoliert zu werden – mein Täter war die einzige Person, die ich in meinem Leben brauchte; dass ich es verdient habe, körperlich davon abgehalten wurde, an einen anderen Ort zu gehen.
So überzeugte er mich sogar davon, dass ich für sein Glück verantwortlich war – als er mir ständig drohte, weil ich etwas fürchterlich, schrecklich Falsches aus seiner Sicht getan hatte. All seine Argumente waren endlos und leer. Und alles war meine Schuld.
Er machte mir klar, dass ich jede emotionale Verletzung verdient habe, die er mir zufügte und das dies sein Recht sei.
Sich einer nahestehenden Person anzuvertrauen wurde immer schwieriger. Was sollte man auch sagen und wie glaubwürdig stand man selbst da, wenn der Täter im Aussen ein anderes Bild präsentierte. So würde ich mich mehr und mehr auf den Platz der Verrückten schieben. Also schwieg ich.
Ich stand viel zu lange hinter dieser Beziehung, weil sie mir wichtig war, dabei habe ich völlig blind, all seine Misshandlungen, Eskapaden, Ärger und Kommentare gefallen gelassen.
Was mir zu dieser Zeit nicht bewusst war, ich habe mir langsam aber sicher meine Seele kaputt gemacht. Immer mehr brachen Teile meiner Seele weg, bis nichts mehr übrigblieb, nur noch eine hohle Schale, die ein wenig an den Menschen erinnerte, der sie einst bewohnte. Selbst dies verschwand immer mehr im Nebel.
Und das ist es, was emotionaler Missbrauch macht – er verwandelt dich in jemanden, der du nicht warst oder bist. Jemand, den du nicht mal wiedererkennst. Du lässt all diese Dinge zu, weil Du diese Person liebst, und dies so haben will.
Nur noch ein Schatten seiner Selbst zu sein, sich selbst nicht mehr wiedererkennen und nur noch unglücklich zu sein, mit der Option weitere Misshandlungen für den Rest des Lebens ertragen zu müssen, setzte ich dem Täter ein Ultimatum. Nicht nur, dass ihm die Farbe aus dem Gesicht entglitt, ergriff er ins Geheime weitere Massnahmen in Form von Strafen und weiteren Massnahmen. Ich sollte nicht gehen können.
Das Gehen wurde mir so schwer gemacht, vor allem, wo gehe ich hin in einem fremden Land? Wie oben schon beschrieben, sind nur ersichtliche Misshandlungen auch glaubwürdig. So hatte ich noch eine Menge Schwierigkeiten und Stolpersteine zu überwinden, denn Narzissmus ist zwar hier präsent, jedoch konnte man, wenn jemand davon sprach, es nicht einordnen. So blieben, so war es bei mir, die Opfer sich selbst überlassen.
Ich hatte von all dem was er mir antat, nichts verdient. Niemand hat dies verdient.
So plante ich ein halbes Jahr meine Flucht und verhielt mich, nicht wie vom Täter erwartet, wie üblich.
Liebe hat nichts mit Schmerz zu tun, nichts mit Kontrolle, Misshandlungen, Drohungen, Strafen, Leid, Schreien und seelischen Narben. Liebe bedeutet nicht Co-Abhängigkeit.
Man sollte sich nicht mit weniger zufrieden als mit Mitgefühl, Selbstlosigkeit, Ehrlichkeit und wahrer Liebe.
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