
Wie geht man mit einem Vorgesetzten um der Narzisst ist?
Auch hier wirkt der Vorgesetzte anfangs sehr charismatisch, mit der Zeit jedoch kann auch er seine unangenehmen Wesenszüge nicht verstecken.
Extrem egozentrisch, kritikunfähig, manipulativ und intrigant. Wir alle haben narzisstische Wesenszüge an uns. Doch wie stark ist die Ausprägung? In Unternehmen sorgen Narzissten oftmals für ein toxisches Arbeitsklima und können im schlimmsten Fall erheblichen Schaden anrichten auch in finanzieller Hinsicht.
Oft tragen Menschen mit einer starken Neigung zum Narzissmus Verantwortung. Laut einer Studie befinden sich jeder vierte Mann und jede fünfte Frau in Führungspositionen. Narzissten arbeiten des Öfteren in Führungspositionen – das liegt an ihrem Drang nach Macht und Kontrolle, zudem streben sie nach dem Gefühl, immer besser zu sein als andere. Narzissten treten selbstsicher auf und drängen sich häufig in den Vordergrund.
Was tun als Mitarbeiter und wie geht man mit einem Vorgesetzten um, welcher Narzisst ist?
Der People-Analytics-Anbieter Zortify bietet in dem Fall einen Test an, der helfen soll, einen ersten Eindruck zu erhalten. Wer diesen Test macht, sollte sich jedoch bewusst sein, dass er eventuell mit einem unerwünschten Spiegelbild zu tun bekommt. Die Frage stellt sich dann: Was, wenn ich selbst ein Narzisst bin?
Dieser Test befindet sich in einem vorklinischen Bereich und zeigt nicht den Schweregrad einer Persönlichkeitsstörung an. Es gibt auch hier viel zu wenig Ansatzpunkte, welche helfen können, konstruktiv mit einer narzisstischen Neigung umzugehen. Es gibt im Grunde auch hier oft nur den Rat: Zusehen, dass Narzissten gar nicht in Führungspositionen kommen.
Zortify-Mitbegründer und Organisationspsycholog Marcus Heidbrink unterstützt Aufsichtsräte und Inhaber bei der Analyse von C-Level-Kandidaten und der Besetzung von Positionen für das Topmanagment.
So stellte er während seiner Studien fest, das jeder vierte Mann und jede fünfte Frau in Top-Positionen eine starke Persönlichkeitsneigung in Richtung Narzissmus haben. Mit Trainingsagenturen verfolgt er das Konzept, die positive Ich-Stärke oder auch die Selbstwirksamkeitsüberzeugung zu fördern; mit dem Ziel, dass Personen mit narzisstischer Neigung nicht andere entwerten müssen, um sich gross zu fühlen, eher es im Gegenteil sehr gut ertragen oder sogar unterstützen können, dass andere neben ihnen gross sind oder gar über sie hinauswachsen. Dies wäre wohl im Sinne eines modernen transformativen Führungsstils.
Narzisst: Warum sein Verhalten strafrechtliche Konsequenzen haben kann
Wie schaden Menschen mit einer starken narzisstischen Neigung dem Team oder dem Unternehmen?
Es ist schon sehr paradox, dass Narzissten in Führungspositionen mit ihrer charismatischen Art für kurze Zeit sogar einen positiven Effekt haben können. Sie können in den sogenannten Changeprozessen Energien und Kräfte aktivieren und mobilisieren. Jedoch spätestens nach anderthalb bis zwei Jahren macht dies sich negativ bemerkbar, wenn ein CEO Narzisst ist. Hier wird nach dieser Zeit oft deutlich, dass der neue Vorgesetzte viel zu viel versprochen hat und dies nicht liefern kann, was geliefert werden sollte. Dies kann im Extremfall zu strafrechtlich relevanten Handlungen wie Betrug führen, siehe Beispiel Wirecard.
Heisst dies, es gibt einen Zusammenhang zwischen krimineller Energie und Narzissmus?
Wie im privaten so auch im beruflichen ertragen Narzissten keine Kränkungen. Sie müssen sich und der Welt immer wieder beweisen, sodass ihr überhöhtes Selbstbild der Realität entspricht, auch hier gilt: Abweichungen dürfen nicht geschehen. Egal wie hoch die Herausforderung auch sein mag, dafür sind Narzissten bereit, alles dafür zu tun, das ihr Idealbild auch weiterhin aufrecht erhalten bleibt, dafür werden Fehler vertuscht und Misserfolge kaschiert. Dies wäre z. B. der Fall, wenn Rechnungen unsauber gebucht oder Budgets verschoben werden. Und dies hätte zur Folge, dass es nur ein kleiner Schritt ist zu den Luftbuchungen und handfesten Manipulationen. Dies spricht für sich, dass es im höchsten Masse gefährlich ist für den Unternehmenswert.

Wie kann man im Vorfeld schon einen Menschen mit narzisstischen Zügen im Bewerberprozess erkennen?
Auch hier gilt es zu unterscheiden zwischen dem grandiosen und dem vulnerablen (verletzlichen) Narzissten. Der grandiose Narzisst ist leichter zu erkennen. Auch hier legt dieser grossen Wert auf seine Selbstdarstellung, Statussymbole sind ihm wichtig, er möchte stets anders sein wie die anderen. Auf Kritik reagiert er meist ungehalten. Er ist die Person mit dem dicksten Auto, doch dies hat sich inzwischen auch geändert, ist er der einzige, welcher mit dem Rad zur Arbeit fährt.
Der vulnerable Typ ist schwieriger zu erkennen. Er tritt selbstbewusster und parkettsicher auf, hat aber eigentlich permanent das Gefühl, dass ihm mehr zusteht, als er bekommt. Daraus wiederum entstehen intrigante Methoden, sich diese Dinge, die ihm angeblich zustehen, zu verschaffen, und dafür erscheint ihm jedes Mittel recht, dies zu bekommen.
Laut einer Studie ist der Anteil junger Menschen mit erhöhten Narzissmuswerten auffällig hoch
Auffällig ist zu beobachten, das heute unter den 25-jährigen mehr Narzissten zu erkennen sind als unter den 25-jährigen innerhalb dieser Jahrtausendwende. Aufgrund von Studien, sind Zusammenhänge zwischen diesem Phänomen und der Selbstdarstellung und Selbstoptimierung in den sozialen Medien zu erkennen. Das sogenannte Parenting spielt hier ebenso eine Rolle und spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle: Wenn Eltern ihre Kinder immer wieder unangemessen und übertrieben loben, ihre Grossartigkeit besonders hervorheben oder sie bei berechtigter Kritik abschirmen. Ebenso ist eine weitere Schwierigkeit, die diese Generation in besonderem Masse hat, der kompetitive Druck, glücklich zu werden.
Man ist also verdammt, seines Glückes Schmied zu sein. Wenn dies allerdings nicht so gut gelingt wie anderen, dann neigen Menschen zur Unzufriedenheit oder zur Überkompensation in Form von Selbstüberhöhung.
Was kann man tun, wenn der Vorgesetzte narzisstisch ist?
Wenn es sich nur um eine narzisstische Neigung handelt, welche man häufig antrifft, ist dies handhabbar. Bei einem echten Narzissten wird dies schwieriger. Hier wäre der beste Verhandlungserfolg das Loben. Scheint dies im ersten Augenblick kontraintuitiv zu erscheinen, einen Narzissten auch noch zu loben. Gilt hier auch das Ego des Narzissten zu streicheln um eine Basis zu schaffen, um sachlich mit dem Narzissten auf Augenhöhe reden zu können. Gefährlich wird dies jedoch, wenn der Narzisst zu manipulativen Mitteln greift um andere völlig durcheinander bringt.
Opfer von Narzissten wissen selbst nicht mehr was richtig und was falsch ist und geben sich schlussendlich die Schuld, wenn auch beruflich die Zusammenarbeit nicht funktioniert. Da ist es dann wichtig, sich mit anderen, sprich Kollegen oder Freunden auszutauschen, um sich selbst wieder ins Lot zu bringen.

Kann ein narzisstischer Vorgesetzter ein Gewinn für ein Unternehmen sein?
Durchaus können Narzissten in Führungspositionen ein Gewinn für ein Unternehmen sein. Ein geringes Risikobewusstsein und Geltungsdrang sowie Ideen, können Abteilungen nach vorne bringen und sich durchaus positiv auswirken. Die Teams jedoch kämpfen hingegen eher mit den Auswirkungen und müssen sich oft zwischen gehen oder bleiben entscheiden.
Wer seinem narzisstischen Chef nicht auf ewig huldigen möchte, sucht sich in der Regel einen neuen Job. Die herrische und herablassende Art zermürbt auf die Dauer – vor allem, da Gespräche auf sachlicher Ebene kaum möglich sind.
Hier ein Tipp: Das selbstbewusste und autonome Auftreten gegenüber narzisstischen Chefs oder Kollegen ist wichtig. Da Narzissten andere Menschen gern abwerten, wenn sie sich nicht so verhalten, wie sie es gern hätten. Je eigenständiger man agiert, umso besser kann man dieser Entwertung entgegen treten.
Narzissten in der Arbeitswelt können sehr unangenehm sein. Besonders wenn es sich um den eigenen Chef handelt.
Das Wort Narzissmus ist heute zu einem festen Bestandteil der Gesellschaft geworden, sollte man dabei aber auch nicht vergessen, dass es oftmals eine kreative Anpassung an bestimmte Lebensumstände ist. Die sogenannten narzisstischen Manöver wie Selbstüberschätzung, Selbstdarstellung, Arbeitssucht, Macht und den Wunsch nach Kontrolle dienen vorwiegend in erster Linie dazu, das Selbstwertesystem vor dem Zusammenbruch zu schützen und Selbstunsicherheiten und Minderwertigkeitsgefühle zu verdecken.
Ist in Form des Abwehrmechanismus von Unsicherheit und Angst zum Schutz vor Verletzungen und Wertlosigkeit der Narzissmus hervorragend. Menschen mit narzisstischen Strukturen besitzen darüber hinaus, Intelligenz, Kreativität, Können und eine grosse Sprachgewandtheit und eine mitreissende Kraft. Wäre da nicht ihre Unfähigkeit von Mitgefühl, Empathie und menschlicher Bezogenheit.
Liegen die Probleme weniger im Leistungsbereich als mehr im Umgang mit ihren Mitmenschen. Sie streben auch hier keine gleichwertigen Beziehungen auf Augenhöhe an, eher wollen sie immer überlegen sein. Erfolge anderer sehen sie schnell zu einer Bedrohung auf ihr Selbstwertgefühl, weil sie dann nicht die Besten sind. Das verhindert die Teamfähigkeit und kann dazu führen, dass sie fremde Erfolge als ihre eigenen ausgeben. Andere Menschen dienen eher als Bewunderer, als dass sie wirkliches Interesse für sie entwickeln.
Die enorm hohe Kränkbarkeit eines Narzissten kann auch hier schnell in Rache umschlagen. Verhält sich das Gegenüber anders, als es vom Narzissten gewünscht ist, fühlen sie sich entwertet und abgelehnt. Ihre Wut richtet sich dann mit Macht gegen sein Gegenüber, auch wenn sie sich selbst damit schädigen, muss der andere bestraft werden. Auch hier leiden die Mitmenschen oft sehr unter den narzisstischen Personen und warten vergebens auf Mitgefühl, Lob und Zuwendung.
Narzisstische Blender
Narzisstische Kollegen, Chefs und Mitarbeiter begegnen uns häufig in Gestalt von Blendern. Zwei der bekanntesten sind der ehemalige Topmanager Thomas Middelhoff und der „Karstadt-Retter“ Nicolas Berggruen. Geblendet sind sie beide, der eine von seinem Grössenwahn und der andere durch seinen Eigennutz.
Ihr eigener Glaube und ihre Überzeugungskraft war so gross, dass sie so fest an sich glaubten erfolgreich zu sein, dass selbst ihre Mitmenschen darauf reinfielen. Das Ergebnis war das Scheitern an ihrer Realität, die den grandiosen Vorstellungen nicht standhalten konnten. Selbst beim beschönigen der Dinge, verdrehten sie oft die Tatsachen, stellten sich und ihre Leistung besser dar und machten andere für ihr Versagen verantwortlich. Wen sie jedoch gut finden, den loben sie endlos in den Himmel. In ihrer Traumfabrik ist es der Traum schlechthin und das, was sie anstreben, das einzig Wahre. Nichts ist einfach nur gut, sondern immer einzig- und grossartig.
Liegt hier der Unterschied zwischen Blendern und Könnern, dass jene mit Kompetenz sich für ein gutes Ergebnis einsetzen und Blender hingegen alles dafür tun die Dinge für sich selbst, unabhängig davon, ob es im Sinne der anderen und des grossen Ganzen ist zu tun.
Der Umgang bzw. der Kontakt mit narzisstischen Menschen bedeutet stets eine Herausforderung für unser eigenes Selbstwertgefühl. Sie schaffen es, dass man sich in ihrer Umgebung entweder inkompetent oder klein fühlt oder von ihnen in den Himmel gehoben zu werden. Einmal werden unsere Leistungen nicht geschätzt und ein anderes Mal sieht man sich mit überhöhten Ansprüchen konfrontiert, die man nicht einlösen kann. Am Ende bleibt ein ungutes Gefühl, da man nie richtig zu sein scheint.
Je stabiler unser Selbstwertgefühl und das Vertrauen in unser Können ist, wird man eher versuchen sich unterzuordnen und versuchen, über die Anpassung und „So-zu-werden-wie-der-andere-uns-haben-will“ Beachtung und Anerkennung zu bekommen. Oder man beginnt, gegen die ungerechte Behandlung und das falsche Bild von uns zu kämpfen. Leider zieht man meist den Kürzeren, denn ein solcher Kampf führt zu gegenseitigen Verletzungen und kann am Ende scheitern. Im schlimmsten Fall verlieren wir unseren Job. Auch die Anpassung funktioniert nur partiell, muss man stets von sich viel verleugnen, dass die Zusammenarbeit am Ende zum Dauerstress wird.
In einer gehobenen Position im Beruf können sich Narzissten besonders gut darstellen um Macht und Kontrolle auszuüben. Es gibt ihnen das Gefühl wichtig zu sein. Jedoch der Mangel an Empathie gelten sie als äusserst schwierige Vorgesetzte. Sie stellen sehr hohe Ansprüche an ihre Mitarbeiter und erwarten aufopferungsvollen Einsatz. Sie sind extrem leistungsorientiert und nehmen auf die Belange ihrer Mitarbeiter keine Rücksicht.
Oft wird bei der Stellenausschreibung einer integren Person noch folgende Voraussetzungen gewünscht: Durchsetzungskraft, Selbstvertrauen, Entscheidungsfreudigkeit, Begeisterungsfähigkeit und Charisma. Wer käme dafür am besten in Frage? Ein Narzisst. Daneben werden aber auch Aufrichtigkeit, Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit, Authentizität und Wertschätzung der Mitarbeiter sowie Empathie und Kritikfähigkeit verlangt. Hier ist der Narzisst jedoch eine glatte Fehlbesetzung. Durch die Schwierigkeit, welche Personalchefs haben, geeignete Kandidaten zu finden, welche all diese Fähigkeiten vorzuweisen haben, konzentrieren sie sich am Ende auf die Eigenschaften mit der höchsten Effizienz.
Die narzisstische Chefin
Sie unterdrückt ihren weiblichen Anteil und lebt fast ausschliesslich das männliche Prinzip. Würde sie sich wie eine Frau verhalten, wäre sie für die Position einer Vorgesetzten oder innerhalb des Vorstandes eher ungeeignet. Sie hat die gleichen Motive wie der narzisstische Mann, sie möchte in ihrer Funktion Aussergewöhnliches leisten und dafür gelobt und bewundert werden.
Ein jeder hat es verdient, an einem Ort zu arbeiten, an dem man als Person und seine Leistung geschätzt wird.
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